Besuch der Medienreferentin Oberbayern bei der Langenbrucker Theaterbühne: "Die Geierwally"

Langenbrucker Theaterbühne e. V.
Besuch der Medienreferentin Oberbayern bei der Langenbrucker Theaterbühne: "Die Geierwally"

Man kann aus der Geierwally ein Heimatrührstück machen, bei dem der Zuschauer vor Mitleid mit der Hauptdarstellerin zerfließt. Nicht so bei der Langenbrucker Theaterbühne. Anja Kothmeier gibt ihrer Figur der Geierwally eine Wildheit und einen unbeugsamen Freiheitswillen, die sich dem herrischen Vater und seinen Forderungen nach einer Vernunftheirat (wunderbar gespielt von Franz Roauer) nicht beugt, was immer sie das auch kosten mag. Verstoßen vom Hof und beim Leben auf dem Gletscher wird sie mit der Zeit ebenso hart wie es ihr Vater war und führt das Regiment auf dem Hof nach dessen Tod ebenso unbeugsam, wie er das getan hat. Die Brüche der Figur, ihre herbe Härte und Strenge, aber auch ihre Sehnsucht nach Beachtung durch ihren Liebsten, den Bärenjosef, werden von Anja Kothmeier wunderbar in Szene gesetzt. Wenn man als Zuschauer Mitleid hat, dann eher mit der Figur des Vinzenz (sehr schön gespielt von Helmut Kürzinger), der sich nach der Geierwally verzehrt und nie auch nur einen Schimmer Hoffnung auf Erfüllung bekommt, am Ende gar dabei zugrunde geht. So haben wir als Zuschauer kein verstaubtes Heimatstück gesehen; Hermann Thalmeier hat ein Drama inszeniert, in dem eine Frau weit vor der Zeit der Emanzipationsbestrebungen entgegen aller Widerstände ihren eigenen Weg geht – ein Lehrstück über Emanzipation – am Schluss zu Recht belohnt mit Stehenden Ovationen.