Die Medienreferentin Oberbayern beim RUKI-Theater in Ruhpolding: Vier Tage im Februar

Ruhpoldinger Kinder- und Jugendtheater RUKI
Die Medienreferentin Oberbayern beim RUKI-Theater in Ruhpolding: Vier Tage im Februar

Die Geschichte von Christoph Probst, der im Dritten Reich neben den Geschwistern Hans und Sophie Scholl zur Widerstandsgruppe "Die Weiße Rose" gehörte, ist auch 77 Jahre nach seinem gewaltsamen Tod von Bedeutung. Die Drei wurden am 22. Februar 1943 in München-Stadelheim hingerichtet. Auch Probst ist ein Symbol für beispielhafte Zivilcourage und Widerstand gegen die Hitler-Diktatur. Mit der Geschichte des mutigen jungen Mannes und der Widerstandsbewegung „Die Weiße Rose“ befasste sich das „RUKI-Theater“, die das Stück in Zusammenarbeit mit dem einheimischen „Historischen Vereins“ auf die Bühne brachte.

Das Stück „Vier Tage im Februar“ trägt nicht nur zur Würdigung und Erinnerung an die „Weiße Rose“ als Widerstandsgruppe, als ein Stück deutscher Geschichte bei, sondern will der Frage nachgehen, wer die jungen Menschen waren, die nicht nur von einem besseren Deutschland träumten, sondern sich aktiv dafür einsetzten. Es erinnert zum einen an die letzten Tage der „Weißen Rose“, zum anderen steht es unter dem Vorzeichen, dass Christoph Probst am 6. November 2019 100 Jahre geworden wäre. Das Stück spürt den Beziehungen der Menschen nach, ihren Beweggründen, Befürchtungen und Hoffnungen, ihrer Freundschaft, ihren Widersprüchen, aber auch ihrem Leichtsinn.

Beim Auslegen von Flugblättern in der Uni München gegen die Nazi-Diktatur werden Hans und Sophie Scholl festgenommen. Einen Tag später wird Christoph Probst verhaftet. Nur vier Tage liegen zwischen der Verhaftung und dem Tod der jungen Menschen. Im Mittelpunkt des Dramas steht die Verhörsituation (im Bild) zwischen Sophie Scholl (mit ergreifender Intensivität: Valerie Lehmann) und dem Gestapobeamten Robert Mohr (als pflichtbewusster Bürokrat und Nationalsozialist: Wigbert Dehler).

Auf einer weiteren Erzählebene porträtieren Freunde, die Schwester und der Gefängnisgeistliche den aufrechten Menschen Christoph Probst und seinen durch Humanität geprägten Widerstandsgeist. Diese Darstellung wird komplettiert durch Szenen einer Ruhpoldinger Nachbarfamilie, denn hier lebte er im Krieg mit Frau und Kindern einige Zeit bei seiner Stiefmutter.

Die Dramatik der Verhörszenen wird kontrastiert von der Begegnung mit Else Gebel (warmherzig, mitfühlend, voller Melancholie: Uschi Häuslschmid), die als Mitgefangene im Gestapo-Hauptquartier eine Gefängniszelle mit Sophie Scholl teilt. Es entsteht in dieser kurzen Zeit eine ungewöhnliche Freundschaft und Vertrautheit zwischen den beiden Frauen und der Zuschauer erfährt in den Gefängnisszenen all das, was Sophie Scholl im Verhör nicht preisgeben möchte.

Zwischen Verhören und Gefängniszelle blenden kurze Szenen auf, in denen die jungen Mitspieler des „RUKI-Ensembles“ das fortschreitende Geschehen aus aktueller, teilweise wissenschaftlicher, Perspektive kommentieren. Es gelingt den teils sehr jungen Schauspielern, die intellektuell anspruchsvollen Dialoge und Kommentierungen in außergewöhnlicher Weise authentisch zu vermitteln.

Mit harten Licht- und Musikschnitten sind die einzelnen Szenen miteinander verknüpft. Der Rhythmus der Szenen spiegelt die Dramatik und den Zeitdruck wider, unter dem das Regime völlig skrupellos dieses Verbrechen an den jungen Menschen beging. Die Szenenwechsel lassen den Zuschauer miterleben, welche Kraft nötig war, unter diesem Druck nicht die Freunde zu verraten und zu den eigenen Idealen von Menschlichkeit und Mitgefühl zu stehen.

Ein bewegendes Theaterstück, aufrüttelnd und emotional.

Das Stück wird getragen von 9 Kindern und 12 Erwachsenen. Die jugendlichen Darsteller sogen das Thema auf wie ein Schwamm, waren sehr interessiert, haben sich Bücher gekauft und in ihrer Freizeit weiter gebildet. Keine Probe endete ohne Fragen der Kinder, die immer in eine intensive Diskussionsrunde mündete. Mit der Aufführung und mit ihrer intensiven Arbeit mit den jungen Darstellern hat das „RUKI-Theater“ damit ehrenamtlich einen wertvollen Beitrag zur Bildung von Kindern und Jugendlichen geleistet.

Das „RUKI-Theater“ in Ruhpolding wurde 2006 von seiner Leiterin Monika Kloiber als Kinder- und Jugendtheater gegründet, spielt aber auch Erwachsenenstücke und gibt Lesungen in Seniorenheimen.