Spielbericht Schwedenspiele Erding

Volksspielgruppe Altenerding e. V.
Spielbericht Schwedenspiele Erding

„Furcht und Elend des Krieges“ – so könnte man in Abwandlung des Theaterstückes von Berthold Brecht (Furcht und Elend des dritten Reiches) die Schwedenspiele 2022 übertiteln. Und das zeigt das Spiel auch: Wie das einfache Volk von Erding im Dreißigjährigen Krieg 1632 von schwedischen Horden überrannt wird, die Männer werden abgezogen und müssen kämpfen, die Frauen und Kinder sind zu Hause und werden von Soldaten und Plünderern überwältigt, gebrandschatzt und vergewaltigt. Die Stadt lebt in Schrecken und Verzweiflung. Das ist die einfache Realität des Krieges, die sich immer und immer wieder wiederholt. Und das Volk und immer nur das Volk hat darunter zu leiden. Das und nichts anderes zeigt das Erdinger Schwedenspiel anhand einer bestimmten Epoche und in einem bestimmten Ort, hier nämlich Erding. Ich denke, es ist stellvertretend für alle Kriege.

Den beiden Regisseurinnen Manuela Schieder und Renate Eßbaumer haben das mit 160 Mitwirkenden im Freilicht vor dem Schönen Turm in Erding auf die Bühne gebracht, zusätzlich mit Pferden und Pferdekarren, Trommlern, Geschützen, Geschützdonner, Bränden und „brennenden“ Häusern. Nach 1978, 1991, 1996, 2003 und 2009 wird das Schauspiel 2022 wieder aufgeführt. Diesmal ist es „entstaubt“ und mit neuen Theatermitteln auf die Bühne gebracht Das Wichtigste ist ein Erzähler, der durch die 14 Kriegsjahre führt. Das Theatermittel des „Freeze“ (alle Schauspieler frieren in ihrer jeweiligen Position ein) beleuchtet eindrucksvoll die jeweiligen Schrecken, die mit bestimmten Kriegssituationen einhergehen. Das lässt für den Besucher die fürchterlichen Erlebnisse des Krieges, die Brutalität, die Verrohung und die Ausgeliefertheit der Opfer unmittelbar wieder erstehen. Das Spiel endet mit dem Ausbruch der Pest, die als letzte Geißel den Port heimsucht.

Dem Regieteam ist es gelungen, am Beispiel der Eroberung und Plünderung der Stadt Erding vom Dreißigjährigen Krieg in Erding zu zeigen, welche eine Grausamkeit und Verrohung ein Krieg immer darstellt. Insofern gebührt der Regie eine große Reverenz vor der großartigen Leistung. Im Gegensatz zu manch anderen Theaterstücken kann man hier kaum besondere Darsteller herausheben, waren sie doch alles besonders, auch wenn sie nur kleine Szenen hatten, auch die Kinder. Eine unglaublich beeindruckende Ensembleleistung von 160 Darstellern unter einem mehr als professionellem Regieteam.

Die Volksspielgruppe Altenerding e.V. wurde 1920 gegründet. In ihrer bewegten Geschichte stand sie schon mehrmals vor der Auflösung, sei es durch politische, gesellschaftliche oder personaltechnische Gründe. Immer wieder ging es durch das Engagement einzelner Theaterbesessener weiter.

Waren es zu Beginn bayrisch-ländliche Stücke, die in Nebenzimmern von Gaststätten oder Schulbühnen aufgeführt wurden, entwickelte sich in den 70er Jahren eine Theaterkultur mit Freilichtaufführungen und Schauspielen in der 1984 neu eröffneten Stadthalle, die einen starken Bezug zur Stadt Erding oder dem Landkreis hatten. Einige Beispiele sind: Die letzten Tage des Pointner Sebastian, Die Schwedenspiele, Der Hexenjäger oder Die Halbseidenen Jahre oder auch – eher nicht in Erding angesiedelt - Der Untergang der Titanic

Heute zählt der Verein mit seinen mehr als 250 Mitgliedern zu einer festen Größe in der Kulturlandschaft der Stadt Erding.