Spielbericht "Versöhnliches Ende"
Theater Rosenheim e. V.
Spielbericht "Versöhnliches Ende"
Stadtgeschichte als Freilichttheater spielerisch
darzustellen – dafür ist das Theater Rosenheim berühmt, das macht das Theater
das nun schon bereits 27 Jahren. In diesem Jahr geht es um einen Streit der
Pechler und Seiler, der über mehrere Generationen insgesamt 85 Jahre andauerte.
Das Marktgericht tut sich schwer, zu
einem gerechten Urteil zu kommen, die Bürgerschaft ergreift Partei entweder für
die Seiler oder für die Pechler und beschimpft sich gegenseitig. Auch das von
Kurfürst Maximilian II nach Rosenheim beorderte Revisionsgericht kann zu keiner
gerechten Lösung beitragen, was die Gemüter noch mehr erhitzt. Es geht nicht
mehr um die Sache, sondern es geht um Geld und Ansehen, um finanzielle Vorteile
oder herbe Verluste. Auch in der nächsten Generation geht die Streiterei
weiter, es geraten nicht nur die Streitparteien scharf aneinander, sondern auch
die ganze Pflegverwaltung samt Bürgermeister, Marktgericht und Bürgerschaft. Zwei
Sprösslinge der verfeindeten Parteien, die Tochter des Pechlers und der Sohn eines
Freundes der Seiler, verlieben sich indes ineinander, was von allen Seiten
versucht wird zu hintertreiben. Die Situation eskaliert, als die Tochter des
Pechlers verschwindet. Die beiden Mütter der Verliebten schließen daraufhin beim
Kirchgang ein Komplott, dass es für ihre Männer weder Bett noch Schweinsbraten
gibt, bis sie die Einwilligung zur Hochzeit erteilen. Obwohl das glückt, ist
dennoch kein Ende des Streites abzusehen. In der nächsten Generation geht es
weiter. Inzwischen spielt der Pflegverwalter ein doppeltes Spiel, um möglichst
viel für sich und seine gierige Frau herauszuholen. Das Verfahren wird von den
Herren Revisionsräten von Rosenheim nach Bad Aibling verlegt in der Hoffnung,
dass es dort endlich zu einem Ende kommt. Aber auch Bad Aibling erweist sich
als unfähig, damit wird das Verfahren wieder zurück nach Rosenheim verlegt.
Zwangsweise Vereinbarungen vor der Gerichtsverhandlung führen schließlich zu
einem guten Ende – oder doch nicht?
Der unfassbare Streit praktisch des gesamten Marktes in Rosenheim vor authentische Altstadtkulisse entfaltet seinen eigenen unterhaltsamen Reiz. Seien es die keifenden Weiber, die das Ganze immer wieder anheizen, seien es die Ratschkathl´n, die alles weitertragen müssen, sei es das unglückliche Liebespaar, das wie die zwei Königskinder nicht zueinander kommen kann, weil es hintertrieben wird, sei es das kluge Komplott, das die beiden Mütter schließen. Unter den insgesamt 90 Darstellern gibt es viele herausstechende schauspielerische Leistungen, so dass es ungerechtfertigt erscheint, einzelne herauszunehmen Auch Kutsche, Pferde und Pferdekarren fehlen nicht, um das Bild lebendig zu gestalten. Alles in allem eine schöne geschlossene Ensembleleistung unter einem souveränen Regisseur Horst Rankl, der auch das Buch und das Theaterstück verfasst hat. Hut ab, Herr Rankl!
Weitere Vorstellungen:
Freitag, 29.07., 20:00h
Samstag 30.07. 20:00h
Ausweichtermine:
Sonntag, 31.07., 20:00h
Montag, 01.08., 20:00h
Quelle: Inge Kuhn
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