Spielbericht: Der Wahnsinn trägt ein rotes Kleid

s'Moosacher Brettl e. V. Laienspielgruppe München
Spielbericht: Der Wahnsinn trägt ein rotes Kleid

Ein eher unbekanntes Stück – noch dazu aus dem plattdeutschen Raum – hat das Moosacher Brettl ausgewählt und coronabedingt erst im dritten Anlauf im März 2023 auf die Bühne gebracht. Nach der öffentlichen Generalprobe im Frühjahr 2020 war erst einmal Schluss. Der nächste Versuch erfolgte im Herbst 2020, aber auch da durfte das Ensemble nicht aufführen.  Was dann folgte war eine durch die strengen Corona-Maßnahmen auferlegte eineinhalbjährige Zwangspause.  Allerorten wurden die Kreativität und Energie zum Theaterspielen ausgebremst und lahm gelegt. Umso freudiger zeigt sich die Vorsitzende Susi Thullner bei der Premiere am 10. März, dass das fast in Originalbesetzung angetretene Ensemble die Motivation nicht verloren hat und es endlich losgeht mit der kurzweiligen Verwechslungskomödie.  Die Bühne präsentierte eine Verwechslungskomödie, in der die junge Lebenskünstlerin Pia in das von seiner Tante geerbte Haus eines reichen Autobesitzers, Christian, gerät, der gerade ein Nein zu seinem Heiratsantrag von seiner Freundin erhalten hat. Leider hat er seinen Eltern vorgeflunkert, dass er seine Freundin bereits geheiratet hat und als diese eintreffen, halten sie Pia für seine Frau. Diese findet zunehmend Gefallen an der Rolle, wird sie doch endlich einmal anerkannt in ihrem Leben und spielt mit. Auch Christian muss gezwungenermaßen mitspielen, wenn sein Schwindel nicht auffliegen soll. Die Verwechslungskomödie nimmt ihren Lauf oder auch: Lügen haben kurze Beine und in diesem Fall sogar auch Ehebeine, könnte man in Abwandlung des Sprichwortes sagen.

Das Moosacher Brettl hat sich des Stückes angenommen und den Nerv der Besucher getroffen. Alle Vorstellungen waren bereits vor der Premiere ausverkauft. Hervorstechend ist die Schauspielerin der quirligen Pia, ihr Gegenpart der eher bedächtige Schauspieler des Christian. Zwei wunderbare Chargen spielen zwei Schauspielerinnen als verwahrloste Obdachlose, die die Eltern von Pia bei einem Familienfest mimen müssen und dazu entsprechend ausgestattet wurden, aber ihre Herkunft nur mühsam verdecken können.  Franz Orland als Regie führte seine Schauspieler mit kundiger Hand. Ein großes Vergnügen für die Zuschauer. Als kleine Kritik am Rande: Mit zwei Pausen zeigte das Stück eine deutliche Überlänge von insgesamt über drei Stunden.

S’Moosacher Brett’l gibt es schon über 40 Jahre. Gespielt wird zweimal im Jahr, viele bayerische Stücke, aber auch beliebte Boulevardkomödien. Aufführungsort ist der Saal des Ausbildungshotel St. Theresia im Münchner Westen, welches auch das leibliche Wohl des Publikums garantiert – noch so ein Stück altes Bayern in München – hoffentlich noch lange Zeit.