Spielbericht "Die Gwandlaus"

Garchinger Bauernbühne e. V.
Spielbericht "Die Gwandlaus"

Die Gwandlaus ist eine Laus, die sich in einem Gwand (Kleidungsstück) eingenistet hat und einen immer stört, wenn man das Gwand trägt, so erklärt es uns die Vereinsvorsitzende Anita Schulz zu Beginn des Stückes. Die Erklärung war auch notwendig, wurde der Ausdruck doch auch früher für lästige Menschen benutzt. So auch in dem Stück von Peter Landstorfer.

Spannung wird bereits am Anfang aufgebaut durch einen Film, der ein junges Mädchen in Liebesszenen abwechselnd mit zwei Männern zeigt. Dabei blättert einer der Männer aus dem Film in einem Fotoalbum. Im Anschluss daran wird in der Vorgeschichte gezeigt, wie der gleiche Mann  einem Fälscher verschiedene Straftaten im letzten Jahrhundert lebender Menschen in die Feder diktiert. Danach beginnt erst das eigentliche Stück.

Der honorige Bräu Johann Franz Xaver Gerstlinger ist ein geachteter, sehr beliebter Mann. Nicht nur, dass er die Familientradition mit seiner Gerstl-Brauerei weiterführt, er ist auch politisch tätig und genießt als Abgeordneter allerseits hohes Ansehen. Die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum der Gerstl-Brauerei müssen vorbereitet werden. Alles scheint nach Plan zu verlaufen bis plötzlich der dubiose, ihm bisher unbekannte Verwandte Veithl Fuchshauser auftaucht und eine zweifelhafte Familienchronik auftischt. Fuchshauser ist gar nicht so harmlos und unbedarft wie er zunächst scheint, denn er deckt dunkle Seiten in der Vergangenheit der Familie des Bräu auf. Zeitgleich steigert sich die Handlung, als Gerstlinger mit sich als einzigem Darsteller einen Film drehen lässt mit einer Ess- und Trinkszene, die immer wieder gestört wird, bis er letztendlich sinnlos betrunken nicht mehr reden kann.

Die Garchinger Bauernbühne hat sich des Stückes angenommen und vor allem aus dem ersten Teil eine unglaublich komische Slapstick-Komödie gemacht. Die Kunst, eine Szene siebenmal zu spielen, das Publikum dabei in Spannung zu halten und jedes Mal ein Tick weit betrunkener zu agieren, bis er letztlich mit der "Bappen in der Soß" landet, beherrscht Thomas Reiner als Gerstlinger bis zum i-Tüpfelchen – eine absolute Glanzleistung.  Veithl Fuchshauser (listig-verschlagen Sandro Dorigo) gibt von Anfang an den unangenehmen Zeitgenossen, der etwas im Schilde führt. Die drei Frauen, Gattin  Emmerenz (bodenständig Birgit Schulz), Braumeisterin Mareis (zupackend Julia Hinterholzer) die Hopfenbäuerin Theres (geltungsbedürftig Anna Mc Elroy)  der Dorfpfarrer (betont frömmelnd Ernst Graßy) und der Feuerwehrkommandant (volkstümlich Roland Lösch), die die geradeheraus oder durch die Blume versuchen, aus dem Jubiläumsfest Spenden für Feuerwehr und Kirche heraus zu schlagen sowie der Filmemacher Haselblatt (wuselig Mathias Rothmeier) treiben die Situationskomik immer mehr an. In einer kleinen, aber feinen Rolle besticht der Fälscher Sedlacek (Federb'schiss) (bedächtig Alexander Kunkel) in der Vorgeschichte.

Das Stück lebt vom Humor des Autors und vom Können der Schauspieler, Den Garchinger Akteuren ist es gelungen alle Nuancen der Situationskomik sehr gut herauszuarbeiten. Die Filmszene und die Eingangsszene bauten Spannung auf. Regisseur Christian Steinfelder hat die Rollen perfekt besetzt. Das Ensemble besitzt große Bühnenpräsenz. Das Bühnenbild ist sparsam und stimmungsvoll und passt genau in die Zeit der Handlung. Großer Applaus am Schluss.

Die Bretter, die die Welt bedeuten, fingen für die Garchinger 1973 auf ein paar Obstkisten im Freizeitheim an.1977 wurde dann der Verein Garchinger Theaterbühne gegründet. Über das Gasthaus Neuwirt und das Bürgerhaus Garching kam man schließlich 2016 auf das „kuschelige“ Theater am Römerhof. Neben den regelmäßigen Inszenierungen wird auch auf  Bürgerwochen und Starkbierfesten gespielt. Gerne holt sich das Theater immer neue Einflüsse durch neue Regisseure. Auch die Kulturreferenten von Garching engagierten sich immer wieder für die Theaterbühne.

Eine Ehrung wurde dem Verein 2017 zum 40-jährigen Vereinsbestehen verliehen durch den Landkreis München, nämlich die Ehrenurkunde für das gesellschaftliche und soziale Engagement des Vereins.